Wissenswertes über Rollstuhlbasketball

Neben Handbiken dürfte es keinen beliebteren Sport unter Paraplegikern geben wie Rollstuhlbasketball. Der Körper wird durch das schnelle und ständig wechselnde Spielgeschehen unterschiedlichst belastet und ist damit das ideale Fitnessprogramm. Noch dazu fördert dieser Sport gerade nach einem Unfall den Umgang mit dem Rollstuhl sowohl körperlich wie mental und bereitet auf eine selbstbestimmte Mobilität im Alltag vor.

  • Geschichte

    Rollstuhlbasketball und überhaupt der organisierte Rollstuhlsport entstand in den USA und Großbritannien nach dem zweiten Weltkrieg als Rehabilitationsmaßnahme für junge Kriegsverletzte. Erst waren es nur Gruppen aus Kriegsveteranen bzw. den jeweiligen Krankenhäusern, aber mit der Zeit wollten auch andere Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen waren, Rollstuhlbasketball spielen.

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    1949 gründeten schließlich sechs Teams aus den USA die National Wheelchair Basketball Association (NWBA)und veranstaltete danach ein jährliches Turnier. Seit 1984 regelt die funktionelle Klassifizierung das Zusammenspiel aller Rollstuhlfahrer. Aber erst 1996 wurde der Status „NB“ (Nicht-Behindert) mit 4,5 Punkten in die Klassifizierung aufgenommen. Seitdem steht Rollstuhlbasketball auch Menschen ohne körperliche Einschränkung offen und begeistert.
    Nachdem Ludwig Gutmann 1948 mit den International Stoke Mandeville Games den Grundstein für die Paralympischen Spiele gelegt hat, wurde Rollstuhlbasketball mit den Spielen in Rom 1960 eine paralympische Sportart. Bis heute werden – neben den Paralympischen Spielen – alle zwei Jahre die International Wheelchair And Amputee Sport World Games ausgetragen.

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    (Quellen: http://www2.drs-rbb.de/documents/fb/geschichtel.htm vom 11.09.2017; http://www.iwasf.com/iwasf/ vom 11.09.2017)

  • Reglement

    Gespielt wird auf dem Feld des „Fußgänger-„Basketballs mit gleicher Korbhöhe und den für die Herren-Bundesliga zugelassenen Bällen. Ebenfalls gelten die Zeitregeln: 24 Sek. für einen Angriff. 8 Sekunden, um den Ball über die Mittellinie zu bringen. 14 Sek. nach Foul und Aus in der gegnerischen Hälfte. Auch die Spielzeit ist die gleiche wie in der FIBA (International Basketball Federation): 4 x 10 Minuten.

    (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Basketball vom 20.09.2017)

    Worin bestehen jetzt die Unterschiede? Beim Rollstuhlbasketball spielen auf nationaler Ebene Männer und Frauen gemeinsam in einer Mannschaft. Nur für internationale Spiele gibt es Herren- und Damenmannschaften. Der andere wesentliche Unterschied besteht darin, dass Rollstuhlbasketball „reverse inclusion“ betreibt. Menschen ohne körperliche Einschränkung dürfen im Ligabetrieb mitspielen. Ermöglicht wird dies durch ein Klassifizierungssystem. Hierbei wird überprüft welche basketballtypischen Bewegungen ein Spieler ausführen kann. Mit Hilfe von Punkten wird zum Ausdruck gebracht wie viele Bewegungen bzw. wieviel Muskelfunktionen möglich sind. Bei 0,5 Punkten (z.B. bei hoher Querschnittlähmung ohne Aktivität der Bauchmuskulatur) beginnt die Skala und endet mit 4,5 Punkten. Letztere erreichen „Fußgänger“ und Menschen mit minimalen Einschränkungen.
    Super, dann kann ja eine Mannschaft aus fünf Fußgängern je 4,5 Punkten bestehen! Nein, denn die fünf Feldspieler dürfen maximal 14,5 Punkte stellen (bei Nationalmannschaften sind es 14 Punkte). Der Trainer muss also genau wissen, wieviele Punkte jeder Spieler hat und entsprechend bei einem Spielerwechsel darauf achten – sonst gibt es eine Strafe.

    (Quelle: http://www.drs.org/cms/sport/sportarten/basketball.html vom 10.09.2017)

  • Sportrollstuhl

    Der Läufer hat einen Laufschuh, der Tennisspieler einen Tennisschläger und der Profiradfahrer ein Fahrrad … in jedem Beispiel wird das Sportgerät entsprechend dem Nutzer ausgewählt oder angepasst. So ist es auch im Rollstuhlbasketball. Zwar ist ein Spielen in einem Alltagsrollstuhl möglich, doch bietet ein spezieller Basketballstuhl entscheidende Vorteile.

    Durch das vorherige Ausmessen des Nutzers (z.B. Länge von Ober- und Unterschenkel) wird der Stuhl entsprechend passgenau angefertigt bzw. fest verschweißt und ist somit äußerst belastbar. Auf diese Weise erhält der Spieler die nötige Sitzstabilität, Wendigkeit und Fahrkontrolle. Um dies zu erreichen wird neben den Abmessungen auch auf die Muskelfunktionen geachtet.
    Zwei Beispiele:
    Abbildungen 1 und 2 zeigen den Stuhl eines Spielers, der z.B. aufgrund einer Querschnittlähmung in der oberen Brustwirbelsäule viel Stabilität benötigt. Neben diversen Gurten geben die hohe Rückenlehne und die stark nach hinten geneigte Sitzfläche den nötigen Halt zum Fangen, Werfen und schnellen Fahren.

    Der Stuhl in Abbildung 3 und 4 fällt durch seine kurze Rückenlehne und die horizontale Sitzfläche auf. Wer in diesem Stuhl fahren will muss seinen gesamten Körper willentlich kontrollieren können, z.B. „Fußgänger“ oder Unterschenkelamputierte. Würde der Spieler aus dem ersten Beispiel in diesem Stuhl sitzen müsste er seine Arme zum Festhalten nutzen, um nicht aus dem Stuhl zu fallen. Fahren oder gar Bälle fangen ist unmöglich.
    Beide Stühle haben Sturz (Abb. 1 und 3). Das heißt, ihre Räder sind angeschrägt. Damit können Spieler schneller drehen und Kurven mit einer höheren Geschwindigkeit fahren bevor sie kippen.

    Prinzipiell lässt sich sagen, dass Rollstuhlbasketball erst mit einem richtigen Stuhl wahre Freude bereitet (an Heimspieltagen gerne mal um eine Testung bitten!). Die Anschaffungskosten liegen zwischen 4.000 und 6.000 € und werden in den meisten Fällen von den Spielern selbst getragen.

    (Quelle: http://www.drs.org/cms/sport/sportarten/basketball.html vom 10.09.2017; Bildquelle: Philipp Klose, eigene Aufnahme)